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Geschichten aus Fridland

#1
Nun ist es schon so lange her, viele Jahreswechsel, dass ich Tarek das letzte Mal gesehen und gespürt habe. Doch sehe ich immer wieder sein Gesicht, seine Augen vor mir, wie er mich anblickt. Von meiner Göttin weiss ich, dass dieser Winter länger dauerte als eine gewöhnliche Jahreszeit, damals spürte ich nur wie ungewöhnlich lange die Sonne brauchte um den Tag einigermaßen zu erwärmen. Wir waren in die Höhle umgezogen die mich vor dem Sturm geschützt hatte, es war einfach sicherer vor den Wölfen und etwas wärmer mit einem guten Feuer! Ich vergass meine Göttin und das Versprechen, dass ich ihr einst gegeben hatte, nichts zählte mehr, als dieses neue Gefühl. Wie es bei Frauen üblich war, die den Göttern dienen, war auch ich nie bei einem Mann gelegen. Nun lernte ich neue Gefühle, neue Ängste und Hoffnungen kennen. Vielleicht war es der Wille meiner Göttin, oder ein Spiel der höheren Mächte, ich werde es nie wirklich erfahren. Die Tage zogen vorbei und Tarek begann wieder öfter zu üben, das machte mich nachdenklich. Ich versuchte ihm zu erklären, dass er hier nur gegen Tiere zu kämpfen hatte, aber entweder verstand er mich nicht oder er glaubte mir nicht. Immer öfter ging er an den Meeresstrand an dem ich ihn gefunden hatte und sah hinaus auf die windgepeitschte See. Dann ging er den Strand entlang und suchte nach irgendetwas. Ich blickte ihm traurig nach, mir wurde klar, dass er eine Möglichkeit suchte wieder hinaus auf das Meer zu fahren, wohin und zu wem auch immer!
Irgendwann musste er einen riesigen Baumstamm gefunden und an die Küste geschleppt haben. Ich fand ihn eines Tages dort, wie er mit dem Messer und einer Schnur das Holz bearbeitete. Er schnitt den Stamm mit winzigen Fortschritten in zwei Teile, es dauerte lange bis ich ihm endlich unter Tränen half. Wie oft ich seine blutenden Hände versogte und meine Salben darauf verteilte weiss ich nicht mehr. Dann kam das Aushöhlen einer Hälfte dran und irgendwann machte ich Knochenleim um das Boot wasserdicht zu machen. Diese Zeit ging wie in einem bösen Traum an mir vorbei, ich kann nicht mehr sagen wie lange wir dafür brauchten. Es erschien mir ganz natürlich ein Segel aus Leder zu fertigen, Pflanzenfasern wären zu winddurchlässig gewesen! Auch Vörräte begann ich in Lederpakete einzuschnüren. Ich arbeitete wie in Trance, ich wusste nur, dass ich Tarek nicht hätte halten können!
Als es soweit war, dass er sich verabschiedete, versuchte er in seiner Sprache, es mir zu erklären. Ich schüttelte nur den Kopf und schob ihn zum Boot. Er sah mich traurig an und schliesslich ging er. Lange sah ich ihm nach, zu Stein erstarrt! Lange liefen Tränen wie Flüsse aus meinen Augen! Dann spürte ich nur noch wie meine Beine unter mir nachgaben, und wieder wurde es dunkel um mich!
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